Auszug aus der Südwest Presse vom 6.4.2017

Mit voller Konzentration am Drücker

So manch einer kennt es aus früheren Tagen: Den Schleifkontakt von Staub befreien, das Gefährt in die Bahn setzen, der Daumen senkt sich auf den roten Regler und schon geht die Post ab. Erst langsam in die Kurve, im Looping dann wieder volle Kraft. Auf der 34 Meter langen Carrera-Bahn in Oberfischach sucht man letzteren allerdings vergebens.

Piste gleicht Formel-1-Zirkus

„Looping?“, empört sich Mitorganisator Jörg Bornhäuser, „wir sind doch nicht auf einem Kindergeburtstag!“ Er hat recht: Die Anlage sieht mehr nach Formel 1 aus, als danach, was ein 8-Jähriger im Keller stehen hat: In der Ecke thront die Rennleitung hinter einem Pult. Einige Fahrer tragen Trikots und neben der vierspurigen Strecke stehen kleine Werkstätten für den Boxenstopp bereit. „Hier werden die Slotcars vorbereitet oder repariert“, erklärt Bornhäuser. Rund 20 Zentimeter groß sind die Wägen, die viele unter der Marke „Carrera“ kennen. Kleine Gewichte sind in die Karosserien eingeklebt, je nach gewünschtem Fahrverhalten. Der Schleifkontakt ist – anders als bei Spielzeugautos – recht weit vorn angebracht, sodass die Autos hinten ausbrechen können. Selbst die Reifen müssen regelmäßig neu aufgezogen werde, damit sie nicht an Grip verlieren.

Wie professionell auch das Rennen abläuft, spiegelt sich in den Gesichtern der Fahrer wider. Mit hochkonzentriertem Blick, fast schon verbissen, stehen sie nebeneinander. Ein bärtiger Mann scheint beinahe zu tanzen, während er die Kurven der Bahn mit seinem Körper nachvollzieht. „Als Anfänger beginnen dir nach circa fünf  Minuten die Augen zu tränen und zu brennen. So viel Konzentration kann wirklich anstrengend sein“, meint Mitverantwortlicher Dieter Blasius aus Kupferzell. 15 Minuten lang dürfen die Fahrer ihren Blick nicht von der Bahn und ihre Daumen nicht von dem Hightech-Regler nehmen. Die antretenden Zweierteams wechseln sich nach jedem Lauf ab, zehn Gespanne sind es in diesem Jahr. Es handelt sich um das erste von vier Rennen der internationalen Serie „DGTSM SSR24“.

Für Favorit Valentino Barnjak ist die Oberfischacher Anlage eine Herausforderung: „Normalerweise fahre ich auf Holz, da hat man wenig Unebenheiten. Das hier ist eine Bahn aus Plastik – anders, aber auch spannend“, meint der 17-jährige Österreicher.  Plötzlich springt er auf, blitzschnell bringt er das verunglückte Auto seines Teams wieder auf Kurs. Ihn begeistere an alledem die Perfektion, fährt er fort: „Die perfekte Zeit herauszufahren“, durch Beschleunigen und Bremsen im richtigen Moment.

Internationale Beteiligung

Bei allem Ehrgeiz steht bei den Teilnehmern trotzdem auch die Gemeinschaft im Vordergrund. Das Hobby verbindet die Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Oberfischach gibt es Kuchen und Chili während der rund siebenstündigen Veranstaltung. „Das Gesellige gehört klar dazu“, meint Schweizer Stefan Casati lachend. Er fachsimpelt gerade mit einem deutschen Kollegen. „Die Atmosphäre ist mit das Wichtigste.“ Wer die einmal selber erleben möchte, kann jeden Freitagabend zum Schnuppern zu den Oberfischacher „Slot Ducks“ kommen.Jörg Bornhäuser auf dem Siegertreppchen

Jörg Bbornhäuser auf dem Siegertreppchen

Auf Platz 1 beim ersten Lauf der Slot Ducks der DGTSM Süd 2017 kommt Jörg Bornhäuser mit 60 Punkten bei 485,67 Runden. Platz 2 belegt Oliver Sültz mit 56,15 Punkten bei 482,40 Runden, Platz 3 geht an Valentino Barnjak mit 52,30 Punkten bei 476,66 Runden.

Die Teamwertung gewinnt das Team „Move Racer“ mit 20 Punkten bei 968,07 Runden. Gefolgt von „Yellow Green“ auf Platz 2 mit 18 Punkten bei 946,13 Runden und „Surprise“ auf Platz 3 mit 16 Punkten bei 928,35 Runden.

Beteiligte Clubs waren Slot Lions Abstatt (D), Slot Ducks (D), Blue in (D), Slotclub (CH), USS Westhausen (D) und Ring am Knü (A).

Text und Fotos: Simon Kreuzer

Mit möglichst hoher Geschwindigkeit drehen die Rennwagen ihre Runden. Die Fahrer sind voll konzentriert, denn wenn sie zu sehr auf die Tube drücken, fliegt der Renner aus den vierspurigen Bahn.